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Lob, Kritik und Hoffnungen bei der Pfarrversammlung der Pfarrei St. Michael Euerfeld

Die Geburtswehen sind überstanden, doch fast zwei Jahre nach der Errichtung des Pastoralen Raums Kitzingen ist man den Kinderschuhen noch nicht entwachsen. So jedenfalls formulierte es Pfarrer Gerhard Spöckl bei der Pfarrversammlung am Sonntag, 12. November, in Euerfeld. Dennoch zeigte er sich vor rund 40 Erwachsenen und Kinder im im Euerfelder Sportheim zuversichtlich. „Wir sind auf einem guten Weg“, meinte er. Sein Optimismus gründet sich nicht zuletzt darauf, dass sich die personelle Situation im Pfarrbüro und im Pastoralteam bald verbessert. Gleichzeitig gestand er zu, dass es in der Vergangenheit auch öfter „geknirscht“ habe.

Nicht nur durch den überraschenden Tod von Pfarrer Uwe Hartmann und Gemeindereferent Christof Becker im Sommer 2022 sind Lücken entstanden, die es noch zu füllen gilt. Spöckl kündigte an, dass bereits im Dezember eine neue Bürokraft in Kitzingen beginne. Auch weitere Positionen wie den Teampfarrer, die Sozialpädagoginnenstelle oder im Büro hofft er in absehbarer Zeit besetzen zu können. „Kontinuität beim Personal ist wichtig“, erklärte der Geistliche, wodurch er sich nicht zuletzt eine bessere Kommunikation mit den Ehrenamtlichen verspricht, bei der es in der Vergangenheit öfter gehapert hat.

Für das ehrenamtliche Engagement gab es ansonsten großes Lob. Spöckl bezeichnete Euerfeld als „sehr aktive Gemeinde“. Dies ging auch aus dem Rückblick der Gemeindeteam-Vorsitzenden Helene Sauter hervor. Gerade in der Pandemiezeit war Kreativität gefragt, so Sauter. Es entstanden neue Formen wie die „Auszeit für die Seele“ oder die Gottesdienste an der Bruder-Klaus-Kapelle. Daneben nannte sie Taizégebete, Kinder- und Familiengottesdienste oder Seniorenandachten als Bereicherung des Pfarreilebens. Die Vorsitzende: „Wir haben Möglichkeiten gefunden, unseren Gläubigen weiterhin eine spirituelle Heimat zu geben.“ Namentlich würdigte sie die sieben Gottesdienstbeauftragten, für die „wir sehr dankbar sind und auch stolz“. Kirchenpfleger Anton Rössner attestierte den sieben, dass sie „ihr Amt hervorragend ausführen“.

Viel Lob gab es für die Ministrantenarbeit. „22 Ministranten - das ist schon eine Hausnummer“, so der Pfarrer. Anton Rössner sprach gar von einer „Mini-Explosion“. Und weiter betonte er: „Wir Laien haben Flagge gezeigt“, auch wenn die Zeiten schwierig seien. „Die Priester sind überfordert“, stellte er mit Blick auf die „zwei bis drei Priester im Dienst“ fest, die 28 Kirchtürme mit 16 000 Gläubigen im Pastoralen Raum zu betreuen hätten. Auch sonst hielt er sich nicht mit Kritik zurück. Die „Frauenfrage läuft aus dem Ruder“, so der Kirchenpfleger und er stellte die Frage: „Warum tut sich die Amtskirche damit so schwer?“

Vehement wandte er sich gegen den Verkauf von kirchlichen Kindergärten an Kommunen. „Das ist der falsche Weg“, betonte Rössner. In diesem Zusammenhang kündigte er an, dass der Umbau des Kindergartens Euerfeld bald beginnt. Derzeit sei man auf der Suche nach einem Architekten, dann gehe es los. Geschaffen werden sollen zusätzlich neun neue Krippenplätze.

Pfarrer Spöckl betonte, dass man sich bemüht habe, den Kindergarten Euerfeld zu erhalten. Es sei wichtig, dass die Einrichtung eine Zukunft im Ort habe. Er äußerte aber auch Verständnis dafür, wenn Kindergärten anders als in Euerfeld an Kommunen verkauft werden. Als Grund nannte er hohe Kosten bei Umbauten oder Sanierungen, die in die Millionen gehen können und von der Kirche nicht mehr gestemmt werden könnten. „Unsere inhaltliche Ausrichtung muss aber weiter bestehen bleiben“, machte er klar. Dies habe er selbst beim Verkauf von Kindergarten-Gebäuden für 25 Jahre vertraglich festschreiben lassen. Die kommunalen Kindergärten werden also auch künftig von der Caritas betreut.

Mit dem Umbau des Kindergartens Euerfeld geht neben dem Pfarrsaal auch der Jugendraum verloren. „Wir dürfen den Jugendraum nicht aus den Augen verlieren“, wurde in der Aussprache gemahnt. Zudem wurde an Stadt und Kirche appelliert, eine zeitnahe Lösung zu finden, denn sonst „haben wir in zwei bis drei Jahren keine Jugendarbeit mehr“. Auch mehr Zusammenarbeit der Stadtjugendpflege mit den jungen Leuten wurde gewünscht. Anton Rössner versicherte, man sei auf einem guten Weg. „Ab Frühjahr machen wir was für die Jugend“, so der Kirchenpfleger. Doch zunächst gelte es, den Umbau des Kindergartens zu starten. Auch wurde darauf verweisen, dass andere Vereine mit räumlichen Möglichkeiten wie Sportverein und Feuerwehr der Jugend vorübergehend einen Platz bieten können.

Die Pfarrversammlung begann mit Kaffee und Kuchen, ehe die verschiedenen kirchlichen Gruppierungen ihre Berichte vorlegten. So freute sich Philipp Weippert (Kindergarten) über die rege Beteiligung beim Martinszug und einen Rekord beim Bratwurstverkauf. Auch die Personalsituation stellt sich im Kindergarten gut dar. Anna-Maria Beienz berichtete von zahlreichen Aktivitäten der Landjugend wie Adventsumtrunk, Legen eines Teppichs bei der Fronleichnamsprozession oder die Beteiligung bei der Maibaumaufstellung. Caro Schmitt vom Landvolk nannte einen bunten Strauß an Veranstaltungen der KLB wie den Jubilaregottesdienst, eine Kräuterwanderung, die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen oder den Verkauf von Osterkerzen. 2023 waren es 358 Stück, der Erlös ging ebenso wie die 550 Euro von der Herbergssuche an die Partnerdiözese im Senegal. Recht aktiv waren auch die Senioren mit elf Treffen im Sportheim. Rita Teske erwähnte als regelmäßige Veranstaltungen etwa den Seniorenfasching am Rosenmontag, den Kreuzweg in der Fastenzeit oder seit zwei Jahren das Oktoberfest in Neuses am Berg. Das Angebot rundeten Filmvorführungen oder Vorträge z.B. von der Polizei oder einer Apothekerin ab.

Zum Abschluss der Pfarrversammlung wurde ein Film gezeigt, den die KLJB 2006 bei der 25-Stunden-Aktion erstellt hat. „The real life Euerfeld“ zeigt als Akteure viele Euerfelder und wurde mit viel Aufmerksamkeit und manchem Schmunzeln verfolgt.

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